Glücklicherweise folgte nach der Rückkehr schon bald wieder
ein Winter.
An sich also günstige Voraussetzungen für die mühsame
Resozialisierung.
Das Eis auf der Havelbucht half dabei. Offensichtlich existierte eine
Welt
jenseits des Eises. Die bloße menschliche Arbeitskraft scheint
dort schier
Extraterrestrisches zuwege zu bringen.
Anfänglich waren Rückschläge hinzunehmen. Kontinenz und
Kontinent waren einfach
nicht zusammenzubringen. Die Natur will's.
Also schnell wieder ans Meer. Eine glückliche Fügung
läßt Packeis auf der Ostsee
entstehen. Ulrich, Juliane, Ute und Maximilian vom Resozialiserungsteam
zeigen
sich tollkühn. Erstaunlicherweise ertrinkt niemand.
Die Weite lockt. Irgendwo dort muß es doch in die Arktis gehen..?
Trotz der Dicke des Eises ist es nur der Bodden von Usedom. Aber der
Ferntrieb bleibt.
Offenbar sind schärfere Mittel notwendig, um die Welt ohne Eis
wieder schätzen
zu lernen.
Brrr. Die Resozialisierungsaußenstelle Paris Arr. VI unter
Leitung des örtlichen
Vorstehers Clemens K. arrangierte eine Kultivierungsmaßnahme in
der Stadt der Liebe.
Millionen von Menschen zirkulieren dort durch zigtausende von
betonierten Pfaden.
Hier, an einer der Hauptschlagadern beginne ich zu ahnen, daß
sich im vielgestaltigen
Wirrwarr der bevölkerten Teile der Erde möglicherweise auch
etwas Faszinierendes
zeigen kann.
Zum Beispiel gibt es dort künstlichen Schnee.
Manche Leute in Paris haben auch
lustige kleine Kästen zu Hause, die auf französisch "broyeur"
(nicht zu verwechseln mit "branleur") genannt werden.
Wörtlich übersetzt bedeutet das so etwas wie "Zermalmer" oder
"Zerkleinerer".
Sie sind meist ganz versteckt und unauffällig hinter den Klos
angebracht.
Sie hätten irgendwas mit den verstopften Abflüssen zu tun,
heißt es bei Nachfrage.
Benutzt man derartige Toiletten sachgemäß, beginnt der
kleine Monsieur le Broyeur ruckartig
brummend zu arbeiten.
Da seine Aufgabe also offenkundig darin besteht zu harten Stuhl oder
Vergleichbares
abflußgerecht zu disziplinieren, beantrage ich hiermit als
offizielle Übersetzung das Wort
"Fäkalmahlwerk". Über "Kotmühle" ließe sich
eventuell auch noch reden.
Aus vermarktungstechnischen Gründen wäre wohl mittelfristig
eine Abkürzung anzustreben,
"Fäkma" etwa oder Koseformen wie z. B. "Kot-Brummi".
Jedenfalls, werte Wörterbuchautoren, zumindest
"Fäkalmahlwerk" bitte ich in Ihrer nächsten
Ausgabe zu berücksichtigen. Dinge ohne Namen können
gefährlich werden.
In einem Pariser Hinterhof zeigen sich verschmitzt alte Bekannte.
Für Regine
war das Ding unter der Plane eigentilch ein wenig zu pummelig. Aber
welches Schneemobil
sollte sonst im Hinterhof des Resozialisierungsbüros so Stellung
beziehen?
Aber Paris hatte zu wenig Schnee. Es half, aber es hatte zu wenig
Schnee.
Die Silvretta dagegen: baum-, gras- und schuldfrei. Marcel, Kathi und
Matthias
jenseits der Baumgrenze. Der Schnee war durch das phänomenale
Dauerhoch Helga etwas
styroporartig geworden, aber alles in allem doch ziemlich leiwand
(also wie eine Leinwand so makellos und schön).
Mühseliges Bergaufgesteige in Trance.
Am Fuße des Piz Buin der Schock: es geht nicht weiter. Die Spur
wird zu uneindeutig.
Wir müssen schnellstmöglich umkehren. Am Berg kann man
schnell in Not geraten,
wenn man nicht die Signale der Natur beachtet.
Da Helga inzwischen vertrieben ist, liegt wieder Pulver auf den
Hängen und der
Weg nach unten ist nicht sehr beschwerlich.
Das Pulver läßt einen sanft ins Tal gleiten. Die befreite
Ferse tanzt
dabei einen Telemark-Freudentanz.
Die Resozialisierung scheint geglückt.
Doch auch die schönste Resozialisierungsmaßnahme hat ein
Ende.
Zurück bleibt ein Regenbogen im Herzen.
P.S.: Jüngst erreichte mich die
traurige Nachricht von Regines
Ende. Möge sie in
Frieden im Schneemobilhimmel ruhen.
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