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Im Reich des Guten

Hinterland, Eigenheim und Weltenkaiser im März 2005



Viel Zeit ist ins Land gegangen seit 1976 die olympischen Sommerspiele in Montréal stattfanden. Nicht nur einmal ließen seitdem die Bäume ihr Laub fallen. Der Sozialismus in Deutschland sollten diesen wolkenverhangen Nachmittag im März 2005 jedenfalls nicht mehr erleben.

Fahnenschwindel

Aber in Kanada ist man kein Erbsenzähler. In trauter Zweisamkeit tanzen da ganz unbekümmert die deutschen Schwestern im spätwinterlichen Winde am Fuße des Montréaler Olympiastadions. Wie friedlich und vereint sie flattern inmitten der ganzen Völkerschar. Etwas weiter vermasselt zwar eine weiß-blau-rote Russenfahne die Historizität dieses Ortes, aber wer wird denn gleich. Das Leben kann so einfach sein.
Aber irgendwie unverschämt ist es doch. Wenigstens hängen keine "historisierenden" Hakenkreuze herum.

Blödes Kanada I

Ein klein wenig Verhöhnung hat Kanada dafü schon verdient. Nicht viel, aber doch ein kleines, dosiertes Bißchen. Hier stehe ich vor ihrem albernen, "historisierenden" Parlament in Ottawa. Irgendwie erinnert das nicht an nordamerikanische Urwerte. Es riecht verdächtig nach Kopie. Aber die Sonne scheint sehr schön. Auf der Landkarte lag dieser Ort so in etwa zwischen Toronto und Montréal. Da hat man dann halt eine Hauptstadt hingebaut. An der Biegung des Flusses.

Blödes Kanada II

Eine Scheune. Oder ein Heuschober, ein Stadl gar? In Oberbayern? In Brandenburg? In Québéc?!? Ganz augenscheinlich setzt sie mit ihren alten Knochen gerade zum Sprung an. Seit ein paar Jahren schon. Die können einfach nicht bauen in Kanada, diese Ignoranten.

So, genug verhöhnt jetzt aber.

Sonntagsfahrer

Auf dem Land werden auch Traktoren mit ihren Eigenschaften Ernst genommen. Nur immer schön langsam mit den jungen Pferden.

Québécstraße

Der Großvater hinterließ große Latifundien Land in Zentralquébéc. Man denkt sich: gleich da bei Montréal beim Blick auf die Karte. Die Weite des Landes lehrt einen etwas Anderes. Der Weg zieht sich ins Unermessliche.

Spitzbergensehnsucht

Der Schnee wird tiefer und tiefer und die Welt immer leerer je weiter man in den lockenden Norden gelangt. Es riecht nach Arktis. Und da erblicke ich zum ersten Mal wieder ein Schneemobilspur. Über einen See führt sie, hinter einer Raststätte. Die wenigen Menschen, die wir sehen, sind betrunkene Indianer. Hinter dem Haus liegt festgefroren und von Schnee umweht der Kopf eines Hirsches.

Biberschwanz

Nach diversen Stunden behauptet die Karte, dass wir angekommen seien und nun zu Fuss zum Großvatergrundstück weitergehen müssen. Wir Narren haben leider keine Schneeschuhe dabei. Der Schnee ist tief und weich.

Tiefschnee

Im Wald wird es vollkommen absurd weiterzugehen. Schweiß, Flüche und Geäst zwingen uns zur Umkehr.

Baumeiswüste

Der Biber ist ein außerordentliches weises Tier. Nichts ist vernünftiger als diese Jahreszeit gemütlich schlafend tief unten in seinem Heim zu verbringen. Die kleinen toten Bäume hat wohl der Biber unter Wasser gesetzt, als er sich einen schönen Teich zum Fischen aufgestaut hat.

Eigenheim

Über die Alternativroute über den See der Fünfzehnen (Lac des Quinzes) schaffen wir es schließlich doch noch, dass Grundstück zu betreten. Wie praktisch, um diesen Flecken Erde zu wissen. Dein persönlicher Fels. Am See. Es gibt nichts Besseres. Wenn jemand etwas weiß, freue ich mich über eine Nachricht. Wenn nicht, kann ich gerne günstig solche Felsen vermitteln ;-). Sie machen UNGLAUBLICH GLÜCKLICH !

Gut. Festzustellen bleibt: es gibt in Nordamerika weites Land. Und ungeahnte Naturschönheit. Aber wie steht es um die etablierten Sehenswürdigkeiten? Die Niagara-Fälle zum Beispiel?

Niagara-Fälle

Ich weigere mich, weiter zum Niagara-Mythos beizutragen. Dieses Foto zeigt den Blick VON den Niagara-Fällen weg. Ich weiß nicht, wie diese Bauten gegenüber ansässigen Wasserfallgeist zu vermitteln waren (Isländer sagen, dass es sowas gibt).

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Und bevor es in die USA zu den Weltenkaisern geht, sei an dieser Stelle auf einen Text verwiesen, den ich für die Elitestudizeitung Potsdams geschrieben habe. Sie heißt Der Bernd . Meinen Artikel kann man hier lesen, die ganze Ausgabe 28 hier.
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Bauwerk Nur um das nochmal völlig klar zu stellen: es gibt Wissenschaftler, die meinen herausgefunden zu haben, dass schlechte Laune die Wahrnehmung schärft. Es heißt außerdem, unsere Welt würde immer komplexer.
Was wäre wenn wir immer glücklicher würden? Und unsere Geisteskraft demzufolge immer mehr nachließe?
Wir müßten sagen, es würde alles immer komplizierter und technisierter. Universalgelehrte kann es sowieso nicht mehr geben.

Und was heißt genau das im Lande der Gewinner, im Land des Optimismus , den USA?

Brezn

Brezen find' ich gut, Amerika auch. Was soll also diese ganze Differenzierungsscheiße!? Ich verstehe alles. Good clean fun.

NYC


Der Blick auf die New Yorker Himmelskontur ist verstörend. Die kleinen Pünktchen deuten all das vor der Verstörung an. Matteo aus Spitzbergen wohnt in diesem Ort.

Ground Zero


Wenn man näher geht, nimmt die Verstörung durchaus nicht ab. Dieser dunkle sarkophagartige Kasten gehört der Deutschen Bank. Aber er wird jetzt zurückgebaut. Weil er so kaputt ist. Das ist verstörend.

Ogottogott


Wenn man des nachts durch dieses Wolkenkratzerdickicht streift, wird es nicht besser mit der Verstörung. Es wuselt und quirlt in jedem Winkel vor Buntheit und Leben. Ich will wieder zurück auf meine Scholle!

 Glühender Patriotismus


Das darf ich dann auch recht bald. Um der Verstörung mit glühendem Patriotismus beizukommen, ein jeder wie er kann.



Die Nordamerika-Gaudi ist jetzt erstmal vorbei. Und das mit dem Lernen von den Siegern auch. Verlieren will genauso gelernt sein.



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geschrieben im Juni 2005 von nvf