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to the English version Spitzbergen Report Nr. 519. November 2001Einkehr und FinsternisEs ist Nacht geworden. Kein natürlicher Tag mehr, der einem einem einen Lebensrhythmus vorschlägt. Kein fürsorgliches Wachküssen mehr durch die Natur. Nur Fenster, die mit schwarzen Brettern vernagelt zu sein scheinen. Manchmal erfüllen grünlich bleiche Nordlichter den Himmel und erinnern zumindest die Wissenschaftler an die Sonne und ihre prinzipiell intensive Energieabstrahlung. Das Aufstehen bekommt willkürlichen Beigeschmack. Sysselmannen lässt seine Schergen im letzten Licht eine Machtdemonstration durchführen. Offiziell als "compulsory safety instruction" für alle UNIS-Mitarbeiter und Studenten getarnt zeigte der Sysselmannen-Hubschrauber, wo es lang geht. Die neben dem Hubschrauber- Landeplatz aufgebauten Zelte flogen wie lustige Papierschnitzel durch die Luft. Geheimaufnahme der "Geheimen Supermarktspionage Liga" GSSL, Svalbardbutikken, Longyearbyen, Norwegen,01.11.2001, 18:37 MEZ. Der gewundene Rohrstutzen im oberen Bildbereich soll konsumverstärkende Pheromone verströmen. Sechs mal Sechs Flaschenstapel scheinen sich auch in der Arktis zu bewähren, ein eindeutiger Beweis steht aber noch aus. Der Armzipfel gehört einem Unbekannten. Wer Nordlichter sehen will, muss leiden. Nach der Sommersaison wollen die vielen Beobachtungskuppeln gründlich geputzt werden, wegen der Kälte kommt nur reiner Alkohol in Frage. Da alle Studenten wahre Naturfreunde sind, schreckt sie weder Schnee noch Dunkelheit von einer Zelttour ab. Ich frage mich nur des öfteren, was einem eigentlich das dickste Gewehr in der völligen Finsternis bringen soll. Wenigstens bekommt die instinktive Angst und Wachsamkeit im Dunklen einen Sinn. Unter minus zwanzig Grad bekomme ich nicht nur einen manisch faszinierten Ausdruck ins Gesicht, sondern auch schönen Reif an den Augen. Ein Zustand höheren Glückes!!! Der Schuhraum (den es in jedem Haus gibt), hat etwas von der Waffenkammer eines Ritters. Hier legt man sich Tag für Tag die schwere Kälterüstung an, damit sie einen nicht vom Pferd wirft, wenn man vor die Tür geht. Bemerkenswert ist auch das Turboka. Dort trägt man sich ein, wenn man p�tur geht, was man für Arktisprothesen (Gewehr, Funk, winddichter Sack etc.) dabei hat und wann man spätestens zurück kommt. Wenn man das nicht tut, wird der Sysselmann gerufen. Der Gang des Studentenwohnheimes sieht sehr normal aus. Bierbrauen auf 78N. Nicht ganz gemäss des deutschen Reinheitsgebotes wird seit neuestem auch auf Svalbard Bier gebraut. Absolutt drikkbart aus Bryggeri 4 muss als erfolgreiche Mission bezeichnet werden. O watt pro Quadratmeter Sonneneinstrahlung. Mit gnadenloser Stetigkeit verschwand auch der letzte Silberstreif vom Horizont. Manchmal treibt einen die Dunkelheit zu Verzweiflungstaten. Gewöhnliche Lampen können hier aber Zauberkräfte entfalten. Sonst wäre man völlig verloren. Nur ein leises Wimmern, und schon... Mein Hajkmotorrad "Regine" wartet schon sehnsüchtig darauf, im nächsten Report vorgestellt zu werden. Zurück zur Übersicht
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überarbeitet am 7. September 2002 |
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