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Spitzbergen Report Nr. 7

22. Februar 2002



Gstaade Zeit und Mondenschein



Auch Weihnachten rückte soweit im Norden plötzlich heran.
Die Einwohnerzahl der Studentensiedlung verringerte sich von hundertzwanzig auf acht und der koedukative Ansatz ging vollends verloren. Es wurde gstaad in den Herzen.

friedliches Licht
Ganz im Gegenteil das Wetter. Minus dreissig Grad und ein Sturm, der einen ums Überleben bangen liess. Diese Kerze stand im Inneren der Hütte, wo wir Weihnachten verbrachten. Der Wind war so stark, dass er am geschlossenen Fenster vorbei Schnee in die Hütte presste. Die Kerze reagierte auf diese sonderbare Luftbewegung mit erstaunter Verlockung. Möglicherweise war es auch die niederfrequente Schwingung (sog. Brummen) der ganzen Hütte, die sie auf diesen origenellen Gedanken brachte.

Besinnlicher Hüttenzauber
Von links hinten nach rechts vorne: Malte (D), Konstantin (RUS), Bar, üppige Tafel, Thomas (DK), Weihnachtsbaum.
Des lauten Brummens der Hüttenbasis zum trotz gelang es, besinnlichen Weihnachtshüttenzauber herzustellen. Der kreischende Wind konnte uns nicht davon abhalten, intensive Weihnachts-Esserfahrungen zu sammeln. Die Weihnachtlichkeit gipfelte darin, im Kreis um den Baum stehend norwegische Weihnachtslieder zu singen. Eine interessante Situation, wenn man die Abwesenheit jeglicher Norweger bedenkt.


steife Brise
Die sanitäre Ausrüstung der Hütte beschränkt sich auf Mülltüten in quaderförmigen Klokisten. Fertig befüllte Beutel sind dem Wertstoffkreislauf der 8 km entfernten Parazivilisation zuzuführen. Glücklicherweise ist es ja sehr kalt, so dass der Aggregatszustand des Beutelinhalts bald freundlich-fest und dessen Dampfdruck annehmbar-niedrig wird. Aus Transportgründen soll der gelbe Fluss aber nur draussen fliessen. Das ist ein hartes Geschäft bei -30 Grad und Sturm.


Nachttäuschung
Hoch über der Stadt wohnt der Weihnachtsmann, sagen hier alle ausser den Finnen. Gruve 2 ist sein Heim. In der Weihnachtszeit stellt er auch einen Baum auf den Balkon. Matteo und ich waren diesem Mythos auf der Spur. Vielleicht lag es daran, dass schon Januar war. Der Weihnachtsbaum jedenfalls kann aus der Nähe betrachtet nicht als original bezeichnet werden.


Interieur
Auch als wir uns Zugang in des Weihnachtsmannes Eingangshalle verschafften, sahen wir nicht klarer. Die alte Nase hatte sich unmittelbar nach Feierabend aus dem Staub gemacht. Er hatte nicht nur die Glühkerzen seines Baumplagiates vernachlässigt, sondern auch das Schneeschippen seines Treppenhauses. Was denkt sich dieser Mann eigentlich? Er scheint wegen seiner wunderschönen Frau Snigoriczka auf Hokkaido Taekwondounterricht zu nehmen. Ein zerknitterter Zettel mit folgender Aufschrift deutet daraufhin: "Bin nur kurz Zigaretten holen".

Kälteentstellt
Da meine werte Regine ein bischen launisch ist (ich nenne sie inzwischen auch "Drecksmühle"), wurde ich das eine oder andere Mal zur ökologischen Verträglichkeit angehalten. Der Komfort kann dabei etwas kurz kommen. Auf dieser dänisch-russisch-deutschen Expedition überwog aber der Stolz auf das "Eis im Bart" (bzw. auf und in der Gesichstmaske).

Longyearbyen im Winter
Natriumgelb ist die Polarnacht in der Stadt. Ganz fein angedeutet findet sich links oben das Kraftwerk, das unbeirrt Rauschwaden in die Atmosphäre bläst. Ohne diesen Rauch würde die Insel evakuiert werden.


Mondnacht
Es ist Mittag und der Vollmond brennt vom Himmel. Der Schnee kocht. Wochenlanger trockener Wind hat den Schnee zu hartem Styropor verblasen. Wir sind uns nicht ganz sicher ob wir uns auf Fjordeis oder auf dem Land befinden.

Mondnacht
Lange Belichtungszeiten enthüllen Erstaunliches. Wir hielten den Himmel für wolkenlos.


Blick auf Gruve 7
Das Mondlicht wirkt wie ein Verunwirklichungsfilter. Der Strich auf der linken Seite entstand durch ein Schneemobil.

Mässiges
Grimnir hat sich von seinem Taubiss (eisdrachisch für Frostbiss) nicht erholt. Polarlichter sind mit ASA100 Filmen definitv nicht zufriedenstellend zu fotographieren.


Mittagsdämmerung
Aber: der Tag ist nicht mehr fern. Wenn der der Himmel heller als die Berge wird, ist die finsterste Zeit überstanden. Dann geht es wieder aufwärts.
Doch davon mehr beim nächsten Mal.

Für den interessierten Leser hier noch ein kleiner Text zum Thema Schlaf. (Leider nur mit bösen Microsoft-Internetstöberern ordentlich lesbar, bin sehr dankbar falls jemand eine Idee für den Grund hat!)


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aktualisiert am 8. September 2002